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Energie

Stadtwerkequartett entwickelt Geschäftsmodelle auf Blockchainbasis

Kunden können Strom bundesweit im 15-Minuten-Takt neu mixen.

Essen/Wuppertal/Bremen/Halle/Trier. „Mit dem Tal.Markt 2.0 beginnt für den Energievertrieb in Deutschland eine neue Ära“, ist sich Ulrich Jaeger, für Digitalisierung zuständiger Geschäftsführer bei den Wuppertaler Stadtwerken, sicher. Ein Jahr nach Einführung des europaweit ersten Grünstromvertriebes auf Blockchainbasis, dem Wuppertaler Tal.Markt, wird die zugrunde liegende Plattform durch ein bundesweites Partnernetzwerk für unterschiedliche, innovative Produkte genutzt.

Die Weiterentwicklung der Plattform, die unter der Marke „Blockwerke“ firmiert, wird gemeinsam mit vorerst drei kommunalen Partnern vorangetrieben: der Bremer swb, der EVH aus Halle (Saale) und der SWT aus Trier. Erfolgreiche Verhandlungen führen die WSW zudem mit österreichischen Kommunalversorgern mit dem langfristigen Ziel, die Plattform im gesamten deutschsprachigen Markt zu etablieren. Jeder Partner kann auf Basis der in Wuppertal entwickelten Plattform eigene Geschäftsmodelle aufbauen, oder auch den Tal.Markt für den eigenen Markt als White-Label-Produkt mit lokalen Grünstromproduzenten nutzen. Die Plattform stellt ergänzend einen zentralen Marktplatz für Produzenten dar. Praktisch bedeutet das, dass jeder auf „Blockwerke“ registrierter Produzent auf alle angeschlossenen Märkten liefern kann.

Regional individuelle Ausgestaltung der Plattform

Die Wuppertaler Stadtwerke selbst haben ihr Blockchainprodukt Tal.Markt ausdifferenziert. Ab sofort können Kunden nicht nur in Wuppertal, sondern bundesweit ihren Strom von regionalen Ökostromproduzenten beziehen. Und das auch ohne Smart Meter, sondern mit jedem zugelassenen Stromzähler. Dazu wird die individuelle Grünstrombestellung mit dem Standardlastprofil abgeglichen. Der „Tal.Markt LIVE“ mit der Installation eines Smart Meters wird ab 1. April über die Stadtgrenzen Wuppertals hinaus ausgerollt. „Tal.Markt Live“ steht im ersten Schritt über drei Millionen Haushalten an Rhein und Ruhr zur Verfügung. „Hier matchen wir den Verbrauch des Kunden und seine Strombestellung am Anfang mit seinem individuellen Stromlastgang und sorgen so für optimale Prognose und Belieferung der Kunden aus Anlagen Ihrer Wahl“, erläutert Jaeger.

„Für swb ist der Tal.Markt“, so Geschäftsführer Vertrieb, Alexander Kmita, „eine hoch interessante Entwicklung. Wir sehen den Trend, dass Kunden vermehrt auf Regionalität, Nachhaltigkeit und Individualität achten, daher ist das Produkt etwas absolut Neues, das genau das bietet. Der Test der Blockchain-Technologie hier in Bremen ist ein erster Schritt in eine intensivere Zusammenarbeit in unserer Blockwerke-Kooperation.“

Einen anderen Weg geht die EVH aus Sachsen-Anhalt. „Wir haben mit den größten 26 Energieabnehmern in Halle einen langfristigen Energiepakt, die ‚Energieinitiative‘ geschlossen. Ziel ist die gemeinsame Gestaltung der Energiewende vor Ort in Halle“, erläutert Sascha Reif, Leiter Digitalisierung/Neue Geschäftsfelder. „Ein Baustein hierbei ist, kontinuierlich den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit 50 MW auf ca. 200 MW auszubauen und in das vorhandene System zu integrieren. Unsere Kunden sowie die Mieter und Mitarbeiter unserer Partner sollen ebenfalls Teil der Energieinitiative werden. Wir wollen gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft und unseren weiteren Partnern in Halle mit der Blockwerke-Plattform neue Wege in der Vermarktung regionaler Erzeugungsportfolien gehen und eine höhere Identifikation unserer Kunden mit der Energiewende schaffen.“

Die SWT aus Deutschlands ältester Stadt Trier setzen auf „direkte regionale Vernetzung“, so Thomas Speckter, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Trier. "Wir nutzen als eines der ersten Unternehmen deutschlandweit das Regionalnachweisregister für die Vermarktung eines regionalen Stromproduktes aus EEG-Strom. Mit der Beteiligung an den Blockwerken möchten wir diesen Weg in Zukunft konsequent weitergehen. Die Blockchain-Technologie gibt uns die Möglichkeit, regionale Erzeuger und Verbraucher direkt miteinander zu vernetzen."

Ulrich Jaeger resümiert: „Die kommunalen Unternehmen halten Deutschland nicht nur am Laufen, sondern sind auch Innovationstreiber der Energiewende.“

 

Hintergrundinformationen

Tal.Markt

Auf dem „Tal.Markt“ können seit 1. Januar 2018 Kunden aus Wuppertal ihren Strom bei lokalen Ökostromanbietern, wie dem Bürgerwindrad Cronenberg oder Großflächen-PV-Anlagen an der Autobahn A46, erwerben und ihren Energiemix selbst zusammenstellen. Jede Transaktion wird über die Blockchaintechnologie fälschungssicher ausgeführt. Um den individuellen Stromverbrauch optimal mit dem angebotenen Ökostrom zu decken, werden bei allen Kunden intelligente Stromzähler installiert. Einer der ersten Kunden war Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke. Auch bei Dunkelflaute stellt die WSW die Versorgung mit Grünstrom jederzeit sicher. Dieser wird beispielsweise aus Wasserkraftwerken oder aus der Biomasseverstromung der Wuppertaler AWG geliefert. Die hinter dem Produkt liegende Blockchaintechnologie war bis Ende 2018 Etherium. Der in Wuppertal in Eigenregie entwickelt Tal.Markt 2.0 auf Basis der Open-Source-Technologien „Hyperledger“ ist deutlich leistungsstärker und kann bis zu 7000 Transaktionen pro Sekunde abbilden. Damit wird ein bundesweiter Rollout möglich.

 

Die Blockwerke-Partner

Die swb AG ist der regionale Versorger aus Bremen und Bremerhaven und beliefert die über 680.000 Bürger Bremens und Bremerhavens unter anderem mit Strom, Gas, Wärme, Telekommunikation und Wasser. Mit einem Jahresumsatz von € 1,516 Mrd. zählen swb zu den größten Kommunalversorgern Deutschlands.

Die EVH mit Sitz in Halle (Saale) ist der Strom, Gas und Wärmeversorger der mit rund 240.000 Einwohnern größten Stadt Sachsens-Anhalts. Die EVH versorgt mit KWK-Kraftwerken 74.000 Wohnungen und damit mehr als die Hälfte der Einwohner im Stadtgebiet mit Fernwärme.

Die SWT aus Trier sind der Daseinsvorsorger für Trier und die Region. Die SWT versorgen die 110.000 Einwohner der Stadt Trier u.a. in den Bereichen Strom, Gas, Wasser, Wärme, ÖPNV, Parken, Bäder und Telekommunikation. In der Region sind die SWT Gas- und Wasserversorger und als Dienstleister im Ingenieurbereich tätig.

Die WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH ist der Heimatversorger der bergischen Großstadt Wuppertal und ihrer 360.000 Einwohner. Die WSW zeichnen als Multispartenstadtwerk nicht nur für Strom, Gas und Wasser verantwortlich, sondern betreiben auch den ÖPNV mit 300 eigenen Bussen und der weltberühmten Schwebebahn.