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Wuppersammler

Der Entlastungssammler Wupper, auch bekannt als Wuppersammler, ist eines der größten und anspruchsvollsten Tiefbauwerke Wuppertals. Lesen Sie hier alles über die Entstehung und die Geschichte des Kanals.

Im November 2001 wurde der "Entlastungssammler Wupper", eines der größten und anspruchsvollsten Tiefbauwerke der Wuppertaler Geschichte, fertiggestellt. Der Kanal mit einem Innendurchmesser von 2,0 bis 2,6 Metern liegt in etwa zehn bis 15 Metern Tiefe unter der Bundesstraße 7 im Tal der Wupper. Er beginnt in Höhe des Alten Marktes und endet in der Rutenbeck. Die Länge des Kanals beträgt rund 9,7 Kilometer. Der sogenannte "Wuppersammler" ermöglicht neben der Ableitung von klärpflichtigem Niederschlagswasser auch die Umleitung des historischen Hauptsammlers.

Der Kanal wird durch unterirdische Kammern, sogenannte Stau- und Steuerungsbauwerke, in einzelne Abschnitte unterteilt. In diesen Abschnitten kann das angefallene Regenwasser gespeichert und zu Trockenzeiten bei Bedarf dem Klärwerk Buchenhofen kontrolliert zugeführt werden. Durch den Entlastungssammler Wupper wird, neben der biologischen Behandlung des Schmutzwassers, eine weitgehende Reinigung des aus dem Stadtgebiet abfließenden verschmutzten Regenwassers ermöglicht.

Bis zum Bau des Entlastungssammlers Wupper war der Hauptsammler das wichtigste Glied im Wuppertaler Kanalnetz. Als dieser Kanal vor rund 100 Jahren gebaut wurde, versah man ihn mit einem guten Gefälle. Das rächte sich schließlich. Bereits bei trockenem Wetter traten in diesem Hauptsammler eine derart hohe Fließgeschwindigkeit und Wassermenge auf, dass der Kanal nur unter Lebensgefahr betreten werden konnte. Wäre dieser Kanal beschädigt oder gar baufällig geworden, hätte es keine Reparaturmöglichkeit gegeben: Eine Umleitung des Abwasserstromes war nicht möglich, parallel führende Kanal-"Straßen" gab es nicht. Nicht auszudenken, was im Falle eines Schadens an diesem Kanal passiert wäre. Mehrere Kubikmeter Abwasser pro Sekunde wären in die Wupper geflossen. Selbst wenn diese Situation nur kurzfristig aufgetreten wäre - der Fall wäre nicht nur untragbar im Sinne des Umweltschutzes gewesen, die Stadt hätte sich darüber hinaus strafbar gemacht.

So wurden im Bemühen um eine Verbesserung der Abwassersituation Anfang der 1980er Jahre seitens der Stadt umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Sämtliche Einleitungen von Regenwasser in Gewässer wurden erfasst, Einzugsgebiete der jeweiligen Einleitungen wurden ermittelt, Niederschlagsmessungen durchgeführt und die Belastung eines zukünftigen Kanalnetzes berechnet.

1983 nahm der Rat der Stadt Wuppertal das Abwasserbeseitigungskonzept zur Kenntnis, das den Entlastungssammler Wupper erfasste. Im Dezember 1990 erteilte schließlich der Regierungspräsident Düsseldorf die Genehmigung zum Bau und Betrieb des Wuppersammlers. 1997 übernahmen die WSW das Geschäftsfeld "Stadtentwässerung" von der Stadt Wuppertal und wurden so Bauherr für das Projekt "Entlastungssammler Wupper". Die Leitwarte des Kanals ist seit Oktober 2001 in einem neuen Betriebsgebäude in der Hans-Sachs-Straße in Wuppertal-Barmen untergebracht.

Im November 2001 wurde der Entlastungssammler fertiggestellt. Nun können die über 100 Jahre alten Schmutz- und Mischwasserkanäle Stück für Stück saniert werden. Die regelmäßig stattfindenden Inspektionen haben ergeben, dass im Laufe der Zeit Fugenkorrosionen und Risse entstanden sind. Bei der Sanierung des rund 18 Kilometer langen Kanals werden die Fugen und Risse nach einer sorgfältigen Hochdruckreinigung zuerst mit einer Spritzkartusche bearbeitet und danach per Hand verfugt. Zur Kontrolle werden anschließend in Abständen Kernbohrungen im Mauerwerk durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Fugenmasse auch die tieferen Schichten erreicht hat. Die Sanierung des gesamten Kanals wird in rund zehn Jahren beendet sein. 

Knapp elf Jahre vergingen vom ersten Spatenstich für das Regenüberlaufbecken und die Pumpstation am Rutenbecker Weg im Dezember 1990 bis zur Fertigstellung des Wuppersammlers im November 2001. Darüber hinaus gibt es in den kommenden Jahren noch viel zu tun, bis alle Möglichkeiten des gigantischen Kanals voll ausgeschöpft werden können. So müssen weiterhin Zulaufkanäle, Schacht- und Verzweigungsbauwerke errichtet werden, die dem Wuppersammler Regenwasser zuführen.

Die WSW haben im Rahmen eines Forschungsprojekts gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Pecher (Erkrath) und der Universität Graz eine qualitätsabhängige Verbundsteuerung für das Kanalnetz entwickelt und erprobt. Zentral ist dabei die Regelung der Zuflussmengen zum Entlastungssammler Wupper.
Das Wuppertaler System der Stadtentwässerung ist aufgrund von Topografie, Besiedlungsstruktur und Bevölkerungsentwicklung, aber auch der Auswirkungen des Klimawandels, sehr komplex, d. h. es gibt eine hohe Variabilität bei Abflussmengen und Verschmutzungsgrad. Um unter solchen Bedingungen stark verschmutztes Abwasser sicher einer Behandlung zuzuführen, reichen Steuerungen, die lediglich Abflussgeschwindigkeit und Füllstand berücksichtigen, nicht aus.

Daher wurde im Wuppertaler Kanalnetz frühzeitig eine qualitätsabhängige Steuerung entlang des Entlastungssammlers Wupper eingeführt. Diese basiert auf Online-Messungen. Hier konnten über Jahre wertvolle Daten gesammelt werden, mit deren Hilfe ein datenbasiertes Steuerungssystem entwickelt wurde, das flexibel auf die Entwässerungssituation reagiert. So soll insbesondere verhindert werden, dass bei Starkregen gering belastetes Niederschlagswasser stark verschmutztes Abwasser im bereits gefüllten Entlastungssammler verdrängt.

Aufgrund der fortlaufenden Online-Messung zuvor festgelegter Parameter reagiert die Verbundsteuerung mit Drosselung oder Ableitung von Abwasser bzw. öffnet oder schließt die Schieber der Zu- und Abflussleitungen, Verzweigungsbauwerke und Staubecken des Entlastungssammlers. Zu den Ergebnissen des Forschungsvorhabens zählt auch, dass sich die bisher durchgeführte lokale Steuerung aufgrund von Online-Messungen bewährt hat.

Dieses Verfahren wird durch die qualitätsabhängige Verbundsteuerung noch weiter optimiert. Sie trägt auch dazu bei, dass gesetzliche Vorgaben zur Abwasserbehandlung und zur Wasserqualität in Oberflächengewässern sicher eingehalten werden.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Forschungsprojekts: www.samuwa.de